Hallo miteinander,

heute poste ich mal einen Text aus oben genanntem Buch, das in fortgeschrittenem Alter ziemlich lustig, obwohl ohne sonderliche Aha!-Effekte zu lesen ist... an Susanne Fröhlich scheiden sich ja ohnehin die Geister; ich mag ihren Humor ... und bin gespannt auf Eure Reaktionen:

"[...] Denn in unserem Alter braucht man schon eine kleine Sehhilfe, um sich selbst und den kleinen, gepflegten Irrsinn zu erkennen, dem Frauen ab einem gewissen Alter bisweilen anheim fallen - schließlich sind Runzeln beileibe nicht die einzigen Abbauerscheinungen, um die wir uns Sorgen machen müssen: [...]

Die Kreative

Meistens bahnt sich da ja schon in jungen Jahren etwas an. So wie bei Chiara Ohoven, die erst ihre Lippe und kurz danach bereits ihr eigenes T-Shirt ganz allein gestaltete. Oder Dolly Buster. Bei der war es erst der Busen, dann der Roman und nun ist es die Staffelei. Kreativität sucht sich eben immer ihren Weg. Leider auch gegen widrigste Umstände wie wohlmeinende Freunde und harsche Kritik. Wenn nicht gleich, dann später, wenn der Strom weiblich-schöpferischer Urkraft nicht mehr durch den schnöden Broterwerb und/oder durch verständnislose Männer auf Rinnsalgröße begrenzt wird. Dann können Frauen endlich zeigen, welch kreatives Potenzial in ihnen sprudelt und sich ganz ihrer Bestimmung - der Malerei, dem Schreiben oder dem Töpfern - widmen. Waren die Kultur und sie bislang ein ewiger Koitus interruptus, so bündelt die Kreative nun alle Energien, um ihr Jahrhundertwerk - einen Aura-Soma-Bilderzyklus oder einen total witzigen Familienroman, voll aus ihrem privaten Leben gegriffen, wahlweise auch eine umfassende Gesangskarriere oder eine späte Laufbahn als Innenarchitektin mit Feng-Shui-Schwerpunkt - in Angriff zu nehmen. Hat nicht auch Bestsellerautorin Ingrid Noll erst mit 56 so richtig losgelegt? Alter bedeutet eben nichts. Talent alles. Jedenfalls, solange man genug Bekannte hat, die freundlich genug sind, dem kreativen Output in ihren Häusern, Wohnungen, ihrer Aufmerksamkeit und in ihrem Terminkalender Platz einzuräumen. Andererseits hat so ein spätes künstlerisches Coming-Out auch Vorteile. Es kann durchaus viel Schönes daraus entstehen, manchmal sogar eine zweite Karriere. Man richtet weiter keinen Schaden an, als allenfalls ein paar Geschmacksnerven zu strapazieren. Und so wäre das Aufgehen in einer künstlerischen Tätigkeit eigentlich nicht die schlechteste Alternative beim Älterwerden, würden die Frauen vor lauter Sinnsuche nicht eines übersehen: Dass es nicht gut sein kann, wenn man die Gestaltung der richtig wichtigen Dinge des Lebens - der Politik, der Wirtschaft und des Fernsehprogramms - allein den Männern überlässt. [...]"

Was fällt Euch denn spontan DAZU ein ??